Building bridges with the stones of the broken walls.
Brücken bauen und überwinden von Mauern. Reale Mauern und Mauern in den Köpfen. Dies ist das Ziel des Europäischen Bildungsprojektes – gefördert von der EU -, zu dem sich nun schon zum 2. Mal Schüler aus Norwegen, Finnland, Zypern, Deutschland und Israel trafen. Diesmal auf Zypern, wo angeblich immer die Sonne scheint. Es ist kein einfaches und auch ein heikles Thema. Zuweilen mit Tabus besetzt. Und doch ist es so wichtig, die Mauern zu erkennen, um sie zu überwinden. Wie entstehen Konflikte? Wie sieht man auf sie als Betroffener im Gegensatz zu den Außenstehenden? Kann man als Außenstehender „guten Rat“ geben?
Der Konflikt auf Zypern ist glücklicherweise kein heißer. Man nimmt ihn aber andererseits in Europa kaum wahr. Viele meinen, da gäbe es einen Teil, der zu Griechenland gehört und einen anderen, der Teil der Türkei sei. Nein. Zypern ist ein eigenständiger Staat, auf dem Zyprioten leben: griechische wie türkische. Wir waren zu Gast in einer Schule in dem Teil Zyperns, in dem vor allem griechische Zyprioten leben und in dem man über den Norden als „okkupierte Zone“ spricht. Okkupiert durch türkische Truppen. Getrennt mit einer Mauer, die allerdings seit 2004 wieder durchlässig ist. Für Touristen wie für Zyprioten. Viele sind hier auf die andere Seite nicht gut zu sprechen. Trotz der Möglichkeit haben sie den anderen Teil noch nicht einmal besucht. Die Alten werden ihre Gründe dafür haben – aus der Erfahrung heraus. Was aber, wenn diese Urteile über „die andere Seite“ zu Vorurteilen für die nächsten Generationen werden? Wie wird die Sicht auf den Konflikt von 1974, der als Ergebnis eines Militärputsches von Griechen entstand, heute auf beiden Seiten tradiert und weitergegeben?
„Wenn ich aus dem Fenster schaue“ – sagt ein griechisch-zypriotischer Schüler in der Diskussion – „sehe ich eine riesige türkische Fahne in die gegenüberliegenden Berge gehauen“. Nachts beleuchtet. So etwas trennt eher, als dass es verbindet. Eine griechisch-zypriotische Lehrerin aber erzählt die Geschichte dieser Fahne, dort eingemeißelt als Reaktion von türkischen Frauen, die man abholte, deren Männer man tötete und die man schließlich mittellos im Norden aussetzte. Griechen taten das. Ein anderer Schüler erzählt, wie seine Großeltern von der türkischen Armee aus dem Haus getrieben, auf LKWs verladen und im Süden ausgesetzt wurden. Kann man so etwas vergessen? Wie will man eine solche Mauer jemals überwinden?
Schüler stellten ihre nationalen Konflikte dar: Deutschland zur Zeit der Teilung und auf dem Weg, die Mauern in den Köpfen Stück für Stück abzubauen. Israelische Schüler stellten den Konflikt in der israelischen Gesellschaft zwischen ultraorthodoxen und gemäßigten Juden in den Mittelpunkt. Aber auch die anderen Länder wussten über Mauern in den Köpfen zu berichten. Allein die Diskussion über Lösung solcher Konflikte nahm erst ihren Anfang. Sie wird fortgesetzt im September in Finnland. Und es wird die Rede sein davon, dass man Mauern nur „von unten“ abbauen kann. Niemand solle sich auf Politiker oder religiöse Fanatiker verlassen. Die Menschen müssen zusammen finden. „Freundschaft braucht keine Nation, keine Religion und keine Rasse“ – schrieb ein zypriotischer Schüler nach dem Treffen auf die Projektseite. Und so hörte man zum Abschied: „We keep in touch“.